TU Dresden RWTH Leibniz Institut Universität Hamburg

Seedfund-Projekt E01b

Das unentdeckte Potential der Interpretationsphase in der Nachhaltigkeitsbewertung

Ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertungen wie das Life Cycle Sustainability Assessment (LCSA) sind im TRR 280 zur Bewertung neuartiger Entwurfs- und Konstruktionsprinzipien vorgesehen. Die Formen der LCSA folgen in aller Regel dem durch die DIN EN ISO 14040:2021 standardisierten, modularen Aufbau von vier Phasen der Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA). Ein genauerer Blick auf Phase 4 – Interpretationsphase – ermöglicht ein besseres Verständnis der Nachhaltigkeitseigenschaften eines Systems und eine fundiertere Entscheidungsfindung, um von inkrementellen Verbesserungen zu bahnbrechenden Veränderungen zu gelangen. In der Interpretationsphase werden alle Erkenntnisse der vorherigen Phasen reflektierend betrachtet, es werden Konsistenz- und Plausibilitätschecks, aber auch Sensitivitätsanalysen durchgeführt. Letztlich werden damit die wichtigsten Parameter und eine Signifikanzbewertung der Daten vorgenommen.

Eine gute Interpretation dieser Ergebnisse ist darüber hinaus der Schlüssel, um den Akteurinnen und Akteuren in der Bauindustrie zu helfen, die Kluft zwischen ihren Wertvorstellungen und der tatsächlichen Nachhaltigkeitsleistung von Gebäuden und Infrastruktur zu überbrücken. Die Wertevorstellungen der Zielgruppen spielen eine grundlegende Rolle. Sie leiten Leser:innen einer Ökobilanz zu den Auswirkungen, die ihr/ihm am meisten am Herzen liegen, und zu der Frage der ökologischen Nachhaltigkeit, die Motivation zum Lesen der Ökobilanz war. Es gibt Ansätze, um die Diskrepanzen zwischen Werten und Auswirkungen zu verstehen, aber es muss noch erforscht werden, wie LCSA bzw. LCA, insbesondere in der Interpretationsphase, diese Diskrepanzen durch die Integration mit sozialpsychologischen Modellen überbrücken kann.

Die Notwendigkeit dafür ergab sich aus der fortschreitenden weltweiten wissenschaftlichen Diskussion zu LCSA bzw. LCA sowie der Interpretationsspielräume gemeinsam umgesetzter Nachhaltigkeitsbewertungen durch TP E01 im TRR 280. In der Forschung ist oft nicht klar, wie LCA-Studien Entscheidungen unterstützen, weil stark unterschiedliche Ansichten darüber existieren, wie die Ökobilanz durchgeführt werden sollte. Ein Nutzen der Ergebnisse liegt daher in einem beschriebenen Vorgehen dieser so wichtigen Interpretationsphase für zukünftige Nachhaltigkeitsbewertungen.

Folgende Fragestellungen werden untersucht: 

  • Welche Empfehlungen gibt es derzeit zu grundlegenden Aspekten für eine ideale Interpretationsphase?
  • Welche Erkenntnisse liegen für die Normierung und Gewichtung der berechneten Wirkungsindikatoren vor?
  • Welche sozialpsychologischen Modelle finden Anwendung und erklären besser den Schritt von inkrementellen Verbesserungen zu bahnbrechenden Veränderungen?

Team

Edeltraud Günther
Teilprojektleiterin
Edeltraud Günther
Prof. Dr.
Technische Universität Dresden
Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Nachhaltigkeitsmanagement und Betriebliche Umweltökonomie
01062 Dresden
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Christoph Scope
Dr. rer. pol.
Technische Universität Dresden
Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Nachhaltigkeitsmanagement und Betriebliche Umweltökonomie
01062 Dresden
Tobias Hatzfeld
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tobias Hatzfeld
Dipl.-Wirt.-Ing.
UNU Institute for Integrated Management of Material Fluxes and of Resources
Ammonstr. 74
01067 Dresden